Jan und Alex in Brasilien / Blog


10. September 2008

Die ersten Tage in Manaus

um 20:25 von Alex unter Vorbereitung, Land und Leute veröffentlicht. 2 Kommentare

Wir sind in Brasilien angekommen!! Nach einer sehr langen Nacht (6 Stunden Zeitverschiebung zurück) sind wir jetzt auch noch nach den ersten paar Tagen topfit und haben schon jetzt einiges zu erzählen über: den Flug bis Manaus, die Missionarsfamilie, die Stadt Manaus und über die Indianer bei uns.

Der Flug

Wir sind mit Lufthansa in einer Boeing 747 12 Stunden von Frankfurt nach Sao Paulo geflogen und hatten daher wiegesagt eine sehr lange Nacht, die wir auch wohlgefällig mit Träumen verbrachten. In Sao Paulo sind wir dann nach 4 Stunden umchecken und warten in eine ein bisschen kleinere Maschine nach Manaus gestiegen. Jan und ich waren schon beim Einchecken ein bisschen verwirrt gewesen, dass wir nicht nebeneinnder sitzen sollten. Tatsächlich wurde Jan vor mir von einer Stewardess nach rechts in die, wie von uns auch gebuchte, dritte Klasse geschickt. Ich aber von zwei netten Stewardessen nach links begleitet, wo mir in einem leicht abgesonderten Räumchen ein Sessel zugewiesen wurde. Mann muss ich überglücklich geschaut haben, als ich nach einmaligem Nachfragen dort tatsächlich sitzenbleiben durfte. Ich saß fast direkt hinter dem Cockpit neben den Kapitän oder Ersatzkapitän, hatte 2m Fußfreiraum, breite Armlehnen und konnte meinen Sessel in die absolute Waagerechte stellen, im Sitz war eine Fernbedinung für meinen eigenen Monitor und sogar die Getränke wurden mir auf silbernen Tabletts serviert. Nunja aber auch der Jan kam heile an. In Manaus wurden wir zu aller erst von einer gewaltigen schwülen, anfangs meinte ich nach Wilhelma stinkenden Hitze überrascht und sogleich von der Missionarsfamilie Totz bzw. von Andreas und seinen beiden Söhnen Anderson (8 J.) und Christoffer (10 J.) und einem brasilianischen Freund abgeholt. Mit einem weißen VW T2 fuhren wir dann zu unserem Missionsgelände in Manaus.

Das Missionsgelände

Das Missionsgelände ist ein wunderhübsches kleines Gelände direkt in Manaus im Stadtteil Sao Francisco. Ein paar Hüttten mit vielen Schlafräumen umgeben von Wiese, Bananestauden, Mangobäumen, einem Fußballfeld und einem Basketballplatz. Jan und ich schlafen in einem kleinen Zweierzimmer in einer der Hütten, die Familie Totz in einer etwas weiter unten liegenden. Ja die Familie: Wir wurden sofort offen und herzlich aufgenommen so dass wir uns sofort sehr wohl fühlten. Die beiden Jungs sind witzig und goldig, wir freuen uns also auf das kommende jahr mit unseren zwei kleinen Schülern.

Manaus

Hier in Manaus haben wir nun die nötigen Amtsritte hinter uns gebracht. Am Montag waren wir 8 Stunden unterwegs um bei der Polizeibehörde unseren provisorischen Ausländerausweis zu bekommen, was ein Aufwand von höchstens 40 min in Deutschland gewesen wär und heute saßen wir noch 2 Stunden nur im Gang rum, und ohne untersucht worden zu sein erhielten wir dann die Bestätigung, dass wir körperlich und psychisch keinerlei Anzeichen irgendwelcher Beeinträchtigungen aufweisen. Des einzige was die Ärzte von uns gesehen haben, war unser Impfpass und den konnten sie ja nicht mal lesen, da sie kein Englisch sprachen. Allgemein werden hier öffentliche Räume wie eben in der Polizeistation oder beim Arzt, im Supermarkt oder in der Eisdiele auf 15°C runtergekühlt, fühlt sich zumins´dest immer eisig an. Bei jeden Verlassen dieser Räumlichkeiten bekommt man einen neuen Hitzeschlag. Schlafen tun wir allerdings auch nur mit mindestens einem Ventilator im Zimmer, sonst ist es unmöglich. Drei oder vier mal am Tag zu duschen ist hier auch völlig normal und wir haben uns schon gut dran gewöhnt. Ganz trocken wird man hier wohl sowieso nicht, nach dem Duschen ist man genauso nass wie davor. Abtrocknen wird fast zu einer sinnlosen rein symbolischen Handlung.

Die Stadt ist insgesamt wohl recht kaotischer als irgendeine in Deutschland. Der Verkehr drängelt sich wie er will mit Gehupe durch die Straßen, Schilder gibt es hier glaube ich außer »Stopp« keine. Die Häuser, Straßen und Bürgersteige sind allesamt halb zerbröckelt, aber hauptsache es steht noch alles irgendwie und genau so verhalten sich die Brasilianer, hauptsache es funktioiert irgendwie. Wir waren mit Andreas vorgestern in der Fußgängerzone. Dort reihen sich nur kleine Stände mit Sonnenschirmen aneinander, hundert Meter Wäsche, dann Stände mit Sägen neben alen Elektromixern, zwischendrin ein Gürtel oder ein Kinderwagen, dann wieder Hängematten neben Ananas neben Ventilatoren. Es sieht so aus, als ob jeder sich alles kauf was er irgendwie kriegen kann um es in seiner bunt gemischten Sammlung dann etwas teurer auf der Straße zu verkaufen. Macht aber unglaublich Spass dadurch zu gehen…hat auch Spass gemacht danach alle Hände mit Tüten unserer neuen Besitztümer voll zu haben…ein paar Hängematten, Hüte, Uhren, Glasperlen für die Indianer und ein bisschen neue Kleidung. Hui… .

Indianerkonferenz

Auf dem Misionsgelände befinden sich zur Zeit gläubige Indianer aus dem gesamten oberen Amazonasgebiet, da hier gerade eine Indianerkonferenz stattgefunden hat. Ich weiß auch nicht aus wievielen verschiedenen Stämmen welch hier sind, aber ist ja auch egal die dösen letztendlich alle meistens in ihren Hängematten. Alle Indianer tragen hier Hosen oder Röcke und meisten auch ein T-Shirt, man erkennt sie aber wegen ihrer Größe und ihren markanten Gesichtern, leider aber nicht an den Knochen in den Nasen und Federschmuck bis zum Fuß, da hätt ich dann euch auch Fotos von ihnen zeigen können ohne, dass ihr enttäuscht wärt. Aber am Dienstag hat mir ein Yanomaiindianer gezeigt, wie er seinen Tabak anstatt zu rauchen in Wasser tränkt, mit Asche knetet und schließlich hinter die untere Lippe vor die Zähne klemmt, dabei hat er mich nur angelacht, als ob er es genauso komisch findet wie wohl ich. Vorgestern waren wir mit in einem kleinem Gottesdienst, indem fast ausschließlich Indianer aus verschiedenen Stämmen Zeugnis gegeben haben. Also die Indianer standen vor und haben erzählt und die Missionare aus den jeweiligen Stämmen haben ins portugisische übersetzt, Andreas dann für uns weiter ins deutsche. Ihre Botschaft kam aber trotzdem rüber: Die Indianer, zumindest die gläubigen, bitten um die weitere Arbeit der Missionare, denn nur so können die Kulturen von ihren unglaublichen Ängsten in denen sie immer leben befreit werden. Ein Yanomamihäuptling hat es folgendermaßen ausgedrückt: Er sehe es nun mit seiner Kultur so, es ist wie mit dem brasilianischen Essen: Vieles schmeckt schäuslich aber es gibt auch gute Gerichte. Er hat erst als Christ gesehen, dass sie nicht gezwungen sind in ständiger Angst vor Geistern und vor Flüchen anderer zu leben und den Tod fürchten muss. Und so wie er als Mensch mit freiem Willen nur die guten brasilianischen Gerichte isst, so sucht er sich auch nur das aus seiner Kultur aus, was ihn nicht in ständiger Angst leben lässt und was er als Christ vertreten kann. So z.B. fürchtet er keine Medizinmänner mehr und böse Flüche und lebt nun glücklicher. War schon sehr interessant, mal Geschichten von Stammeskämpfen und aus dem Indianerleben auch von einem Indianer zu hören anstatt nur zu lesen und sich dann zu fragen, ob dies denn nun stimmt. Alle Indianer haben aber erwähnt, dass sie sich freuen, irgendwann mit uns im Himmel zu stehen und mit uns zu sprechen und wir uns alle verstehen werden.

So heute Nacht um 4 Uhr geht es weiter Nach Envira. Erst mit einem 40 Mann Flugzeug und schließlich mit dem Buschtaxi. Mir melden uns wieder aus Envira.

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Kommentare

Heyo Axl… bring mir doch aufm Rückflug ein paar von den Hängematten und Elektromixern mit. Wo die doch so günstig zu haben sind bei euch :)

Ansonsten freuts mich natürlich, daß ihr heil am Ende der Welt angekommen seid… noch mehr würden mich natürlich die ersten Fotos freuen — zumal das dazugehörige Album ja schon ein paar Tage existiert… wie ich so gesehen hab ;)

Schulze liegt grad hinter mir und trinkt ein kühles Guinness. Überhaupt isses ganzschön abgekühlt hier geworden seit ihr verschwunden seid… schön kühl, frische Luft und so… eigentlich ganz angenehm. So zur Abwechslung mal…

Ich hoff' bei euch läuft ebenfalls noch alles angenehm und die obligatorischen Willkommenskrankheiten lassen noch etwas auf sich warten.

Beste Grüße aus der wohltemperierten Heimat, Roman

Roman am 14. September 2008, 17:03

Finde ich echt stark, den Bericht von der Konferenz auf dem Missionsgelände und dem Zusammenkommen mit den Indianern. Werde davon am kommenden Sonntag auch in meiner Predigt etwas erwähnen.

Christof Mosebach am 15. September 2008, 06:04

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